Zum Zusammenhang von Macht, Ohmacht und Gewalt. Macht machtet. Ohmacht nicht.

Politik

„Die Macht im Staat ham´ doch immer noch die Gleichen / Wo´s Geld sitzt ist die Macht, das ist doch klar … Die Macht im Staat ham´ doch immer noch die Gleichen / Wo´s Geld sitzt ist die Macht, wer weiss das nicht …“ Knut Kiesewetter (1973)[1]

Schanzenviertel in Hamburg in der Nacht von Samstag zu Sonntag zum G20 Gipfel.
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Schanzenviertel in Hamburg in der Nacht von Samstag zu Sonntag zum G20 Gipfel. Foto: Dustin Hackert (CC BY-NC 2.0 cropped)

12. Juni 2019
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Eine Szene zur Machtentstehung aus Der Pate („The Godfather“) hat mich vierzig Jahre lang fasziniert. Diese lange Filmszene habe ich mehr als einmal angesehen. Sie findet sich im 1969 erstveröffentlichten Buch The Godfather des US-amerikanischen Bestsellerautors Mario Puzo (1920-1999) als Geschichte der aus dem sizilianischen Dorf Corleone stammenden Familie im dritten Teil des Buchs[2].

Diese längere Episode enthält der zweite in der deutschen Kinofilmfassung 196 Minuten dauernde Teil der Filmtrilogie Der Pate (1972[3]; 1974[4]; 1990) als Rückblende auf den Beginn seiner „Karriere“:

“In 1917, Vito Corleone […] lives in a tenement with his wife Carmela and son Sonny, and works in a New York grocery store owned by the father of a close friend. A member of the Black Hand, Don Fanucci, who extorts protection payments from local businesses, forces the store owner to fire Vito and give his job to Fanucci's nephew. As a favor to his neighbor, Peter Clemenza, Vito hides a stash of guns; in return, he is invited to the burglary of a rich apartment. His share of the loot is a plush rug, which he lays in his own living room.”[5]

Diese Episode beschreibt anschaulich den Ausgangspunkt der Handlungsmacht des späteren Paten. Sie lässt ihn im Lauf der Jahrzehnte von einem der vielen jungen Arbeiter in der New Yorker Spaghetti Community zu einem der wenigen mächtigen Mafia-Akteure der US-amerikanischen Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft werden.

Etymologisch wird Macht im Deutschen verstanden als „Vermögen, Herrschaft, Gewalt, Kraft, Stärke.“[6] Herrschaft ist Machtausübung in sei's organisierter sei's personaler Form[7]. Autorität wird ebenfalls personal wie positionell verstanden als „auf einer besonderen Stellung, auf überlegenen Fähigkeiten, Kenntnissen beruhendes Ansehen, das seinem Träger einen bestimmenden Einfluss auf andre sichert.“ Ansehen als Autoritäten können sowohl Personen als auch Institutionen „geniessen“.[8] Gewalt schliesslich wird als „rohe Kraft, Wucht, Macht, Zwang“ gefasst.[9]

Mit Ausnahme der Darstellung der aktuellen englisch(sprachig)en und der dieser weitgehend folgenden deutschsprachigen Wikipedia[10] lehnen sich die soziologischen Machtverständnisse in allen für diesen Beitrag durchgesehenen begrifflichen Bestimmungen nicht nur an die Definition des bekannten deutschen Soziologen Max Weber (1864-1920) an; sondern rückbeziehen sich ausdrücklich auf Webers bekanntes Diktum als gefällige Formel zur Macht[11]: diesen soziologischen Grundbegriff stellte Weber in den Zusammenhang mit Herrschaft und Disziplin und definierte Macht als „jede Chance innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“[12]

Nach seinen zwei folgenden „soll heissen die Chance“-Definitionen von Herrschaft und Disziplin gibt Weber in diesem Paragraphen [§ 16] des ersten Kapitels seiner soziologischen Kategorienlehre fünf erläuternde Abschnitte. Sie beginnen mit Hinweisen auf den (theoretisch abstrakten) soziologisch amorphen Charakter seines Machtbegriffs und enden mit der Form „der Legitimitätsgrundlagen der Herrschaft.“[13] Insofern interessieren Machtrechtfertigungen und Machtmissbrauch. Nicht aber Ohnmacht als realer Antipode und begriffliches Antonym.

Auffällig weiters, dass Weber von einer sozialen Beziehung ausgeht und auf jede inhaltliche Präzisierung zugunsten zweier Formalien verzichtet: Macht und Herrschaft werden sowohl als inhaltlos-beliebige Konzepte wie auch als quantifizierbare Chancen präsentiert. Entsprechend kritisierte der tschechisch-US-amerikanische Politikwissenschaftler Karl W. Deutsch bereits 1964 Webers quantitativen “Begriff der Herrschaft“ so: “Eine Chance ist eine Wahrscheinlichkeit, und die Antwort auf die Frage 'Was ist eine Wahrscheinlichkeit?' ist eine Zahl.“[14]

Deutsch' weiland verlachte Kritik erinnert daran, dass sich weder Naturphänomene auf „Kern und Schale“ (J.W. Goethe) zurückführen noch Sozialphänomene vollständig berechnen lassen.[15] Und das dialektische Verständnis von Macht und Ohnmacht als widersprüchliche Einheit von Gegensätzen drückt ein an G.F.W. Hegel[16] (1770-1831) geschulter poetischer Vierzeiler von Bertolt Brecht (1898-1956) aus. Der Kurztext lässt sich auch als Anspielung auf Macht und Ohnmacht[17] sinnverstehen:

„Reicher Mann und armer Mann
Standen da und sahn sich an.
Und der Arme sagte bleich:
Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.“[18]

Anders als Weber Ferdinand Tönnies[19]. In seiner letztveröffentlichten monographischen Abhandlung (1935) fasste der Begründer der wissenschaftlichen Soziologie in Deutschland sein auch philosophisch grundiertes Verständnis von „Macht und Machtstreben als bewegende Kräfte der Gesellschaft“ triadisch zusammen und sprach vom „grossen und entscheidenden, immer erneuten Kampf in der Gesellschaft um 1. die ökonomische 2. die politische 3. die geistig moralische Macht – der immer ein „Klassenkampf“ [ist], der heute am unmittelbarsten und am auffallendsten sich kundgibt als Streit zwischen Kapital und Arbeit, woran aber viele Elemente auf der einen oder anderen Seite teilhaben, die weder als Mitkämpfer des Kapitals noch als solche der Arbeit sich wissen und kennen, und bald in das eine Lager – das des Kapitals – hineingezogen werden oder in der Meinung, dass dessen Herrschaft sich von selbst verstehe, also gerecht und billig sei, sich hineinstellen, zuweilen auch durch ihr Denken, ihre Ideen in es hineinfallen.“[20] Dem entspricht auch Tönnies' Verständnis von staatlicher Zwangsgewalt: „Im Strafrecht setzt sich die Zwangsgewalt des Staates, um den bestehenden öffentlichen und privatrechtlichen Zustand aufrecht zu erhalten, am unmittelbarsten der Freiheit des einzelnen entgegen.“[21]

Um Macht im allgemeinen geht es im didaktisch angelegten Lehrbuchbeitrag von Dieter Claessens (1921-1997).[22] Über Allgemeinheiten zu Macht, Einfluss und Herrschaft kommt Claessens zum Umfeld von Macht, Gewalt und Zwängen als Ergebnis „harter Kommunikation.“[23] Das politiksoziologische Konzept der Macht als „strukturelle Gewalt“ (Johan Galtung) lehnt Claessens als abstrakt-allgemein (116-117) ab und folgt insofern dem Pfad der „Möglichkeit der Gewaltanwendung“ als „Chance“ im Weber'schen Sinn (113). Entsprechend auch der Ausblick (122-125). Dort geht es über allein aufs Personale bezogene Verständnis von Autorität hinaus um „Macht und Legitimation: Herrschaft“ nebst „Charisma als Basis von Legitimation“. Das machtsoziologische Kernstück des Claessens-Textes enthält eine Auseinandersetzung mit Heinrich Popitz (1925-2002)[24] und dessen Buch „Prozesse der Machtbildung“ (1968). Es geht um Machbildung, -erhaltung und -verteidigung.

Im Rückbezug auf Popitz und dessen Rückgriff auf den schottischen Philosophen David Hume (1711-1776) beginnt Claessens mit dem Bonmot von der „Leichtigkeit, mit der Viele von Wenigen beherrscht werden können.“ (118)

Aus dem ersten von drei elementarsoziologischen Fallbeispielen zur „Machtbildung“ bei Popitz, hier eines Passagierschiffs mit Liegestühlen und dem Kampf um diese, stilisiert Claessens zwei soziale Klassen: „Besitzende und Nichtbesitzende, positiv und negativ Privilegierte“ (118). Sodann interessiert die im Have- oder Haben-Status liegende „überlegende Organisationfähigkeit der Privilegierten“. Am Ende der beschriebenen „Machtausbildung“ geht es um „Selbstlegitimierung“ der besitzenden Bevorrechteten und ihr Gemeinschaftsgefühl einer „gewissen Legitimität.“ (119)

Aus der Lagersituation von Kriegsgefangenen wird im zweiten Fallbeispiel im Sinne strategischer Machtgewinnung auf die „produktive Überlegenheit von Solidaritätskernen“ und damit auch auf die Bedeutung sozialer Gruppen und die diese konstituierende Arbeitssteilung abgehoben. Im Anschluss an Webers Machtformel sieht Claessens hier jedoch weniger Macht als vielmehr Einfluss, weil „niemand gehindert ist, sich dieser 'Macht' zu entziehen.“ (120-121)

Auch das dritte Fallbeispiel Popitz' aus einer Erziehungsanstalt für Jugendliche wird von Claessens problematisiert. Hier geht es vor allem um „Machtstaffelung“ durch Gewalt(ausübung/androhung) in Form eines Drei-Schichten-Modells. Die Machthaber sind oben. Die „Untersten möchten gern 'aufsteigen', die Mittleren fürchten den Abstieg. Sie sind eine 'Zweifrontenschicht' (Norbert Elias), die die Oberen achtet (allerdings insgeheim auch kritisiert) und die Unteren verachtet.“ (121). Das Modell entspricht „einer Art 'Gewaltherrschaft'“. Claessens hält diese Kennzeichnung für einen „soziologisch unzulässigen Begriff“. Die Webersche „Legitimation zur Herrschaft […] durch Zustimmung“ fehlt: „Macht allein ist brüchig […]. Sie kann nur durch eine Legitimationsgrundlage verfestigt werde. Dann ist sie 'Herrschaft'.“ (122)

Gewalt ist die zentrale Kategorie der anthropologisch begründeten Machttheorie von Popitz. Was Claessens post-weberianisch als begriffliche Schwäche meint vorstellen zu sollen, erweist sich im systematischen Zusammenhang jedoch als analytische Stärke.

Gewalt gilt Popitz als „die grundlegende Machtform. Auf diese Weise gehen Theorie der Gewalt und Theorie der Macht eine enge Verbindung ein, d. h. Gewalt wird in eine umfassende Machttheorie inkorporiert, die darauf aus ist, einen strukturierenden Zusammenhang zwischen Gewalt, Machtbildungsprozessen und Herrschaft herzustellen. Dies ist zugleich ein den oft herausgestellten Gegensatz von Macht und Gewalt aufhebender Schritt, der sich auf „Gewalt als ordnungsstiftende Erfahrung“ in Vergangenheit und Gegenwart berufen kann. Macht bekommt so den Stellenwert eines soziologischen Grundbegriffs, der ausserdem analysetauglich ist.“[25]

Popitz selbst hat seinen Grundansatz, Gewalt als besondere Form von Macht(ausübung), "Todesmacht von Menschen über Menschen"[26] eingeschlossen, anthropologisch zu verorten, soziologisch zu präzisieren versucht und als Elementarkategorie jeder gesellschaftlichen Grundstruktur 1986 so beschrieben:[27]

"Der Mensch muss nie, kann aber immer gewaltsam handeln, er muss nie, kann aber immer töten [...] - jedermann. […] Gewalt überhaupt und Gewalt des Tötens im Besonderen ist auch kein blosser Betriebsunfall sozialer Beziehungen, keine Randerscheinung sozialer Ordnungen und nicht lediglich ein Extremfall oder eine ultima ratio (von der nicht so viel Wesens gemacht werden sollte). Gewalt ist in der Tat [...] eine Option menschlichen Handelns, die ständig präsent ist. Keine umfassende soziale Ordnung beruht auf der Prämisse der Gewaltlosigkeit. Die Macht zu töten und die Ohnmacht des Opfers sind latent oder manifest Bestimmungsgründe der Struktur sozialen Zusammenlebens.“

Der fachwissenschaftlich vernachlässigte Gegenbegriff oder das Antonym von Macht ist Ohmacht. Etymologisch wird das Substantiv oder Hauptwort umschrieben als Bewusstlosigkeit, Schwäche, Machtlosigkeit. Entsprechend bedeutet das Eigenschaftswort oder Adjektiv ohne Bewusstsein, kraft-, machtlos, nicht fähig zu handeln[28]. Damit geht es auch um jeweils fehlendes Bewusstsein und blockierte Handlungsfähigkeit. Zu Beginn der 1930 Jahre forderte Walter Benjamin (1892-1940) eine marxistische Theorie von der „Entstehung des falschen Bewusstseins“ - auch um der massenwirksamen Faszination des sich nationalsozialistisch nennenden deutschen Faschismus und seiner „Ästhetisierung des Politischen“ (1936)[29] wirksam begegnen zu können. Ernst Bloch (1885-1977), der deutsche „Philosoph der Oktoberrevolution“ (Oskar Negt) und Vordenker des Nicht-Mehr-Seins im faktischen Realen und des Noch-Nicht-Seins im real Möglichen, der den „alten Menschheitstraum“ von Freien und Gleichen als Geist der Utopie „philosophisch subtilisiert[e] zu einer allgemeinen Theorie der Gesellschaft, einer visionären Utopie“[30], nannte bereits 1924 den seit Anfang 1933 zwölf lange Jahre lang amtierenden letzten deutschen Reichskanzler „den schiefen Statthalter der Revolution.“[31]

In seinem zweiten Schweizer Exil veröffentlichte Bloch seine theoretische Leitstudie zu Auffälligkeiten der damaligen deutsch-bürgerlichen Gegenwartsgesellschaft (vor allem Ungleichzeitigkeiten)[32] und kommentierte auf dieser Grundlage auch selbstkritisch (1936):

„Die Linke hat das wahre Bewusstsein, aber auch dass es ein falsches, sich sperrendes Bewusstsein gibt, ist wahr. […] Daher schlugen die Erkenntnisse der fortgeschrittensten Klasse in all ihrer Wahrheit hier nicht ein. […] Daher konnte unter den Betrogenen […] die Lüge derart wahr wirken, die Wahrheit blieb derart ungesehen. Daher reüssierten die (höchst gleichzeitigen) Betrüger, hatten die ungeheuerliche Zahl der Betrogenen und Betrügbaren zur Verfügung, die nationalsozialistische Massenbasis aus ungleichzeitigem Widerspruch.“[33]

Politisch zugespitzt formulierte Bloch (1937):

„Die Nazis haben betrügend gesprochen, aber zu Menschen, die Sozialisten völlig wahr, aber von Sachen; es gilt nun, zu Menschen völlig wahr von ihren Sachen zu sprechen.“

Nach erneutem Weltkrieg, Nachkrieg, Wiederaufbau, Rekonstruktionsperiode und ihrem Ende wurden im neuen deutschen Wohlfahrtsstaat Hinweise Benjamins wieder aufgenommen: Reinhard Opitz skizziere Mitte der 1970 Jahre seine These der Bewusstseinsfalsifikation.[34] Daran anschliessend, habe ich Ende der ganzdeutschen Nullerjahre die inzwischen empirisch vollständig entwickelte wirkmächtige „Verdummungsindustrie“ mit ihren „Verblendungs-, Verkehrungs- und Umwertungsmechanismen zur strategischen Verstärkung der durch den Warenfetisch jeder kapitalistischen Gesellschaft immer schon gegebenen spontanen Mystifikation als 'gesellschaftliche Gefolgschaft'“[35] als einen Aspekt von Ohnmacht benannt. (Inzwischen prangern auch andere Autoren die „Fabrikation von Stupidität“ und die „massenmedial gesteuerte Volksverblödung“ als Merkmal der gegenwärtigen deutschen Gegenwartsgesellschaft an[36].)

Auch wenn es nicht so sein muss wie ein zeitweilig bekannter deutscher Autor behauptete:

„Unbezähmbar ist der Drang, bei den Stärkeren zu sein“[37]–
Ohnmachtserfahrungen wollen ebenso bedacht werden wie historisch-kulturelle Umstände, gesellschaftlich-politische Verhältnisse und different-zukünftige Perspektiven[38]. Auch diese sind - wie bekannt - immer konkret[39]. Und auch auf sie trifft zu, dass erstens „menschliche Handlungen“ in den „Lebensbedingungen 'begründet'“ sind[40], dass zweitens in der entwickelten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren ungleichen und konkurrenzbestimmten Lebensbedingungen selbstbewusst-interessengeleitetes Handeln grundsätzlich erschwert und tendenziell verunmöglicht wird[41], dass drittens entsprechend des Zwangscharakters auch (in) dieser Gesellschaft[42] Konformität(snormen) von sozialen Gruppen und einzelnen[43] erzwungen werden können, dass das Individuum sich daran halten muss, wenn es „handlungsfähig sein will“[44] und dass es viertens auch gesellschaftliche Lagen und soziale Situationen gibt, in denen die gedankliche Vorwegnahme („Antizipation“) künftiger Entwicklungen und (etwa widerständiger) Handlungen negativ handlungsbestimmend, handlungsvermeidend und speziell als Handlungsblockaden wirken, weil gegebene „stabile Strukturen Handlungsalternativen nicht zulassen.“[45]

Damit sind einige weitergehende, auch mit Angst[46] im allgemeinen und mit Identitätsverlust[47] im besonderen zusammenhängende subjektwissenschaftliche Facetten, Gesichtspunkte und Felder angesprochen. Sie könnten, theoretisch, auch Engagierte jeder sozialen Bewegung interessieren.

Im Rückbezug hier angesprochenes Übergreifend-Allgemeines kann als gesichertes sozialwissenschaftliches Wissen gelten: immer dann, wenn es nicht um „lebende Menschen in ihrer ganzen Subjektivität“ (Paul Feyerabend), sondern um die „Vertreibung der Seele“ geht und immer dann, wenn „lebendige Menschen“, etwa durch Justiz und Staatsbürokratie in „tote Registraturnummern“ (Franz Kafka)[48], verwandelt werden , wirkt 'falsches' Bewusstsein als besondere Form gedanklicher Verkehrung und als Ausdruck der Verdinglichung gesellschaftlicher Verhältnisse. Ohmacht ist deren erste Erscheinungsform und allgegenwärtiger Ausdruck.

Richard Albrecht

Fussnoten:

[1] http://www.youtube.com/watch?v=Pfi1WNSSS0s ; dieser wie alle folgenden Links wurde/n zuletzt am 20. Mai 2013 überprüft.

[2] Mario Puzo, The Godfather, Greenwich, Connecticut: Fawcett, 1969, 446 p.; deutsch(sprachig)e Originalausgabe udT. Der Pate. München: Fritz Molden, 1969, 572 p.; zum Autor als Erstinformation(en) vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Mario_Puzo [und] http://www.kaliber38.de/autoren/puzo/puzo.htm (Dieser Link wie alle folgenden wurde zuletzt am 25. Feber 2013 überprüft).

[3] Vgl. jeweils mit kompletten Filmdaten http://en.wikipedia.org/wiki/The_Godfather (175´). http://en.wikipedia.org/wiki/The_Godfather_Part_II (175 ´).

[4] Vgl. jeweils mit kompletten Filmdaten http://en.wikipedia.org/wiki/The_Godfather_Part_II (200´); “the film is in part both a sequel and a prequel to The Godfather, presenting two parallel dramas. The M. storyline, following the events of the first film, centers on Michael Corleone (Pacino), the new Don of the Corleone crime family, trying to hold his business ventures together from 1958 to 1959; the other is a series of flashbacks following his father, Vito Corleone (De Niro), from his childhood in Sicily in 1901 to his founding of the Corleone family in New York City.” - http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Pate_–_Teil_II (196´).

[5] http://en.wikipedia.org/wiki/The_Godfather_Part_II

[6] Etymologisches Wörterbuch. Hg. Wolfgang Pfeifer. München ³1995: 821.

[7] Etymologisches Wörterbuch: 536.

[8] Ebenda: 83.

[9] Ebenda: 444.

[10] http://en.wikipedia.org/wiki/Power_(social_and_political) http://de.wikipedia.org/wiki/Macht

[11] Vgl. anstatt weiterer: http://www.olev.de/m/macht.htm http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Macht.html http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/7125/macht-v8.html http://fr.wikipedia.org/wiki/Pouvoir http://es.wikipedia.org/wiki/Poder_(sociología)

[12] Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft [1922]; Frankfurt/M. 2005: 38; im spanischen Netzlexikon ist dem Text als Leitsatz vorangestellt: „Por poder se entiende cada oportunidad o posibilidad existente en una relación social que permite a un individuo cumplir su propia voluntad.“ Max Weber, Conceptos Básicos de Sociología: http://es.wikipedia.org/wiki/Poder_(sociología)

[13] Ebenda: 39.

[14] Auf dem 15. Deutschen Soziologentag: „Max Weber und die Soziologie heute“; Zitat nach Heinrich Popitz, Soziale Normen. Hg. Friedrich Pohlmann; Wolfgang Essbach. Frankfurt/M. 2006: 227.

[15] Vgl. Richard Albrecht, Ein Korn ist ein Korn ist ein Korn … in: Aufklärung und Kritik, 14 (2007) II: 295-296; http://ricalb.files.wordpress.com/2009/07/korntext.pdf [Netzversion].

[16] G. F. W. Hegel, Wer denkt abstrakt [1807]; in: ders., Theorie-Werkausgabe 2. Hg. Eva Moldenhauer; Karl Markus Michel. Frankfurt/M. 1986: 575-581 [Anhang]; http://www.comlink.de/cl-hh/m.blumentritt/agr91.htm [Netzversion].

[17] Grundlegend: H. G. Adler, Die Erfahrung der Ohnmacht. Beiträge zur Soziologie unserer Zeit. Frankfurt/M. 1964; vgl. die Rezension von Richard Albrecht http://www.trend.infopartisan.net/trd0312/t420312.html [...]

[18] Bertolt Brecht, Gedichte [1933-1938]; in: Gesammelte Werke 9. Frankfurt/M. ²1968: 513.

[19] Richard Albrecht, Ferdinand Tönnies (1855-1936). Zum 75. Todestag eines soziologischen Klassikers: soziologie heute, 4 (2011) 16: 30-33; gekürzt auch in: Tönnies-Forum, 21 (2012) 1: 48-54.

[20] Ferdinand Tönnies, Geist der Neuzeit [1935]; Profil Verlag-Neuauflage, Hg. Ralf Fechner. München-Wien 2010: 187-190.

[21] Ferdinand Tönnies, Probleme des Verbrechens und der Strafe [1903]. In: ders., Soziologische Schriften (1889-1905). Hg. Rolf Fechner. München-Wien 2008: 200.

[22] Wichtige Bücher (Erstauflagen): Familie und Wertsystem. Eine Studie zur zweiten sozio-kulturellen Geburt des Menschen. Berlin 1962; Angst, Furcht und gesellschaftlicher Druck und andere Aufsätze, Dortmund 1966; Instinkt, Psyche, Geltung. Bestimmungsfaktoren menschlichen Verhaltens. Dortmund 1966; Rolle und Macht. Grundfragen der Soziologie. München 1968; [Mitautor] Kapitalismus als Kultur. Entstehung und Grundlagen der bürgerlichen Gesellschaft. Düsseldorf 1973; Das Konkrete und das Abstrakte, Frankfurt/M. 1973; Nachruf von Jürgen Fijalkowski (1977): http://web.archive.org/web/19970619095913/http://www.fu-berlin.de/FUN/5-97/l2.htm

[23] Dieter Claessens, Macht und Herrschaft; in: Einführung in die Hauptbegriffe der Soziologie. Opladen 1992: 111-125 (alle Seitenangaben im Text hiernach). Lesenswert zu „sozialer Macht“, Herrschaft, (depersonal verstandener) Autorität und politischem Handeln: Hans Paul Bahrdt, Schlüsselbegriffe der Soziologie. Ein Einführung mit Lehrbeispielen. München 61994: 161-180.

[24] Wichtige Bücher (Erstauflagen): Der Begriff der sozialen Rolle als Element der soziologischen Theorie. Tübingen 1967; Über die Präventivwirkung des Nichtwissens. Dunkelziffer, Norm und Strafe. Tübingen 1968; Prozesse der Machtbildung. Tübingen 1968; Die normative Konstruktion von Gesellschaft. Tübingen 1980; Phänomene der Macht. Tübingen 1986; posthum (2006) erschien die Edition: Soziale Normen, aaO. [Anm. 10], 269 p.; Nachruf von Hubert Treiber (2002): http://www.zfs-online.org/index.php/zfs/article/viewFile/1112/649

[25] Hubert Treiber, Zum Tode des Soziologen Heinrich Popitz (1925–2002); in: Zeitschrift für Soziologie, 31 (2002) 5: 349-353, hier 351-352; zitiert nach: http://www.zfs-online.org/index.php/zfs/article/viewFile/1112/649 Heinrich Popitz, Phänomene der Macht. Autorität – Herrschaft – Gewalt – Technik. Tübingen 1986: 82.

[26] Popitz, Phänomene der Macht: 76 [und] 83.

[27] Etymologisches Wörterbuch: 946.

[29] Walter Benjamin, Ein Aussenseiter macht sich bemerkbar [1930]; wieder in: ders., Gesammelte Schriften. Frankfurt/M. 1972-1999, Band III; ders., Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Zweite Fassung [1936] ; wieder in: Ebenda, Band VII.

[30] René König, Soziologie in Deutschland. Begründer / Verfechter / Verächter. München 1987: 241.

[31] Ernst Bloch, Hitlers Gewalt; in: Das Tagebuch, 5 (1924) 15 [12.04.1924]: 474-477.

[32] Ernst Bloch, Erbschaft dieser Zeit. Zürich 1936; auch ders., Originalgeschichte des Dritten Reiches [1937]; in: Vom Hazard zur Katastrophe. Politische Aufsätze 1934-1939. Hg. Oskar Negt. Frankfurt/M. 1972: 291-318.

[33] Ernst Bloch, Sokrates und die Propaganda [1936]; in: Bloch, Vom Hazard zur Katastrophe: 103-111, hier 103, 107f.; ders., Kritik der Propaganda [1937]; ebenda: 195-206, hier 197.

[34] Reinhard Opitz, Über die Entstehung und Verhinderung von Faschismus; in: Das Argument, 87/1974, 543-603; dazu Richard Albrecht, Reinhard Opitz´ These der Bewusstseinsfalsifikation - 30 Jahre später; in: Topos, 24/2005, 124-146 [….]

[35] Richard Albrecht, SUCH LINGE. Vom Kommunistenprozess zu Köln zu google.de. Sozialwissenschaftliche Recherchen zum langen, kurzen und neuen Jahrhundert. Aachen 2008: 12.

[36] Georg Sesslen; Markus Metz, Blödmaschinen. Die Fabrikation der Stupidität. Berlin 2011; Jost Hermand, Verlorene Illusionen. Eine Geschichte des deutschen Nationalismus. Köln 2012: 358.

[37] Stephan Hermlin, Abendlicht. Berlin ²1980: 49.

[38] Richard Albrecht, Zukunftsperspektiven: (I) Denkauslöser, Realitäten, planende Kreativität bei Marx, in: Forum Wissenschaft, 23 (2006) 4: 51-52; (II) Arbeitslosigkeit – Subjekt- und Realanalyse; in: ebda., 24 (2007) 1: 61-63; http://www.bdwi.de/forum/archiv/archiv/462300.html; http://www.bdwi.de/forum/archiv/archiv/527598.html [Netzversionen].

[39] G. F. W. Hegel, Wer denkt abstrakt [1807]; in: ders., Theorie-Werkausgabe 2. Hg. Eva Moldenhauer; Karl Markus Michel, Frankfurt/M. 1986, Anhang 575-581; http://www.comlink.de/cl-hh/m.blumentritt/agr91.htm[Netzfassung].

[40 Klaus Holzkamp, Grundlegung der Psychologie. Frankfurt/M. ²1985: 348; grundlegend auch ders. http://www.kritische-psychologie.de/texte/kh1983a.html

[41] Ingeborg Rubbert, Ungleiche Lebensbedingungen und die Entwicklung von Identität; in: Rainer Geissler, Hg., Soziale Schichten und Lebenschancen in der Bundesrepublik Deutschland. Stuttgart 1987: 111-137.

[42] Richard Albrecht, Gesellschaft. Kurze Einführung in soziologische Sichten; in: Hintergrund, 3/2012: 14-24.

[43] Hannah Arendt, The Human Condition [1958] dt.spr. Ausgabe udT. Vita Activa oder Vom tätigen Leben. München-Zürich 1984: hier 41.

[44] Wolfgang Buchholz, Lebensweltanalyse. Sozialpsychologische Beiträge. München 1984: 143.

[45] Rose Groetschel, Zu den Grenzen klientenzentrierten Handelns in der Prävention; in: Psychologie & Gesellschaftskritik, 54-55/1990: 49-73.

[46] Holzkamp, Grundlegung: 239 ff., zum Zusammenhang von Angst als Gefühl von Ohnmacht, Ausgeliefertsein, Bedrohungssituation und erfahrener Handlungsunfähigkeit.

[47] Harald Werner, Identität, Bewusstsein, politische Kultur. Einführung in die Sozialpsychologie revolutionärer Politik. Marburg ²1989: 156 ff., zum Gefühl der Vergeblichkeit des eigenen vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Handelns.

[48] Paul Feyerabend, Wissenschaft als Kunst, Frankfurt/M. 1985: 155 [und] 143; Gustav Janouch, Gespräche mit Kafka. Aufzeichnungen und Erinnerungen [1951]. Frankfurt/M. ²1968: "Ein Henker ist heute ein ehrsamer, nach der Dienstpragmatik wohlbezahlter Beamtenberuf. Warum sollte also nicht in jedem ehrsamen Beamten ein Henker stecken ? [Die Beamten bringen doch keine Menschen um!] Und ob sie es tun! - entgegnete Kafka: Sie machen aus den lebendigen, wandlungsfähigen Menschen tote, jeder Wandlung unfähige Registraturnummern.“